Es ist Frühling und im Garten herrscht Hochbetrieb. An allen Ecken gibt es etwas zu tun! Erste Schönheiten zeigen sich. Und mir wird deutlich, wieviel wir mit den Jahren schon gepflanzt haben. Bei der allerersten Aktion brachten wir einen Walnußbaum in die Erde. Unser Backsteinhaus war gerade erst gekauft und noch nicht saniert. Der erste Sohn sollte im Folgejahr in die Schule. Da fehlte zu unserem Anfangs-Glück auf dem Land nur noch ein Baum, den wir pflanzen wollten.
Schnell fiel die Wahl auf eine Walnuß. Den haben unsere Altvorderen ja immer in Hausnähe gepflanzt, weil er mit seinen Bitterstoffen Insekten fern hält. Also hoben wir damals im November bei einem ersten Schneetreiben hinter unserer Büdnerei ein Kuhle aus. Ich erinnere mich nicht daran, dass wir uns im Vorfeld schlau gemacht hätten. Welchen Abstand vom Haus sollte man wählen? Empfohlen werden heute zehn Meter. Welche Sorte ist die Beste? Die französische Fernette mit hervorragender Fruchtqualität und hohen Erträgen? Oder die kompaktwachsende Lara, die nicht größer als 5 Meter wird? Oder doch die aus Kalifornien stammende Chandler-Walnuß, die heute die weltweit Populärste ist?
Ich habe mir leider nicht notiert, welche Sorte wir gepflanzt haben. Wichtig war uns damals lediglich, dass der zu pflanzende Baum etwa so alt ist wie unser großer Sohn. Der Jungbaum war damals gut zwei Meter groß. Heute ist er eine stattliche Erscheinung. 12 Meter hoch und genauso breit. Um den Rasen unterm Baum drehen sich viele Gartenfragen. Wie kommt es beispielsweise, dass er so grün ist? Wir haben die Walnuss immer mal wieder von unten aufgeastet. Vor allem damit der Blick aus dem Wohnhaus nicht eingeschränkt ist. Doch der Rasen bekommt auf diese Weise gut Licht, wird andererseits beschattet. Muss – um grün zu bleiben – lediglich vier, fünf Mal im Jahr gewässert werden.
Eine Freundin empfahl vor Jahren, den Baum umzupflanzen, weil er in der Sichtachse stände. Dem Ratschlag sind wir nicht gefolgt. Walnüsse sind Tiefwurzler. Der Baum war uns schon damals über den Kopf gewachsen. Wir waren abergläubisch. Was, wenn der Baum an neuer Stelle nicht anwächst. Was bedeutet das dann für unseren Sohn, dem wir den Baum doch gewidmet haben? Inzwischen bin ich froh über den gewählten Pflanzplatz. Unser Hof in sommerlicher Hitze ohne die Kühle der Walnuß – angesichts des Klimawandels kann ich mir das überhaupt nicht mehr vorstellen.