Am Beginn meines Gärtnerns stand ein Blumenstrauß. Eine Staudengärtnerin, die gerade in ihre Selbständigkeit gestartet war, hatte mich zu sich eingeladen, um über sie zu schreiben. Ich kam das erste Mal zu ihr und sah einen Blumenstrauß. Dunkelrote Rosen mit den Blättern und gelbgrünen Blüten von Frauenmantel in einem Gefäß. Eine Ästhetik, die mich berührte. Die ich nicht kannte. Die ich aber kennenlernen wollte. Von der ich mehr wissen wollte.
In der Folgezeit brachte ich erste eigene Pflanzen in die Erde, auf eigener Scholle und erfreute mich an deren Blüten. Und ich nahm viele Gelegenheiten wahr, um die Gärten anderer Menschen und die Pflanzen, die Bäume, Gehölze und Blumen darin zu sehen. Von der Art anderer Gärtnerinnen und Gärtner zu pflanzen, zu sehen, darüber zu sprechen, wollte ich lernen. Wollte mich auch mit Schönheit füllen. Wollte wiederum meine eigene Schönheit schaffen. Wollte durch meine Art, Blumen zu pflanzen, einen Garten anzulegen, aber auch einen Strauß Blumen in einer Vase zu arrangieren, wiederum auf die Welt ausstrahlen.
Der Frühling startet gerade durch. Wir gehen durch die ersten Blütenwellen von Schneeglöckchen, Krokussen, Narzissen, Lenzrosen und noch viel mehr. Tageweise ist es noch kalt. Immer wieder bangt die Gärtnerin in mir um die Pflanzen im Gewächshaus und um die zarteren, gerade rausgeräumten Gewächse in den Kübeln im Garten. Ostern steht vor der Tür. Christen feiern die Auferstehung des Herrn. Ich habe es nicht so mit den Gottheiten. Doch mit dem Begriff der Schöpfung kann ich viel anfangen.
Blumen sind Geschöpfe der Schöpfung. Sind das Lächeln der Erde, wie der US-amerikanische Philosoph und Schriftsteller Ralph Waldo Emerson mal gesagt hat. Georgia o‘ Keefe, eine der bekanntesten US-amerikanischen Malerinnen des 20. Jahrhunderts, fasste ihre Sicht auf Blumen in diese Worte: „Wenn du eine Blume in die Hand nimmst und sie wirklich anschaust, dann wird sie für diesen Augenblick zu deiner Welt.“
So ist es. Wer sich auf Blumen einlässt, in einem Strauß auf einem Tisch oder in einem Beet im Garten, der entdeckt die Welt noch einmal auf eine andere Weise. Erfährt die Schönheit dieser Erde immer wieder neu. Und bezieht daraus im besten Falle Kraft für das eigenen Leben. Der australische Botaniker Paul Graham Wilson sagte dazu mal: „Die Natur liefert den besten Beweis, dass das Leben weitergeht: keimend, knospend, wachsend, vergehend und wieder erblühend.“