Herausfordernd und zückersüß

Die Beerenzeit ist zuckersüß

Woran erkennt man in diesen Tagen die fleißige Gärtnerin? Unter anderem daran, dass man ein Glas Marmelade geschenkt bekommt. Kerstin bringt mir ein Glas Kirschmarmelade mit. Marianne hat Monatserdbeeren eingekocht. Inis gibt mir eines ihrer 140 Erdbeerkonfitüren-Gläser mit. Sage und schreibe 70 Kilo sind in den letzten Wochen zu köstlichen Brotaufstrichen verarbeitet worden. Eine Menge, die man sich mal auf der Zunge zergehen lassen sollte.

Ich selbst habe nur ein, zwei Kilo Himbeeren und etwa die doppelte Menge an Schwarzen Johannesbeeren eingekocht. Ohne die selbstgemachten Brotaufstriche mag auch ich nicht mehr durch meine Jahre gehen. Wenn es die Vorratsregale hergeben, rücke auch ich gern ein Glas raus. Die Söhne in den großen Städten haben immer Kapazität, geschenkte Schätze in Größenordnungen wegzuschleppen.

Die Beerenzeit ist herausfordernd. Nicht nur wegen der Erntemengen, die verarbeitet sein wollen. Sie ist auch ein guter Zeitpunkt, die eigenen Beerensträucher für das nächste Erntejahr in Form zu bringen. Das sagten sich in diesen Tagen die Mitglieder im Schweriner Kulturgarten. Die vielen Beerensträucher waren dort über die Jahre aus der Form geraten, die Ackerwinde hatte das Ganze zu einem Dschungel gemacht, so dass die Ernte der leckeren Früchte schon deutlich erschwert war. Also trafen sich Antje und Julia, Gisela und Guda, Stefan, Heike, Manuela und Renate zu einem sonntäglichen Arbeitseinsatz. Mit Schere und Säge wurde Luft in die Sträucher gebracht, am Boden Liegendes eingekürzt, die Roten Johannesbeeren wie ein Trichter geformt und die Schwarzen so geschnitten, dass an senkrechten Ruten neue Früchte reifen können.

Ob wir alles richtig gemacht haben? Mitnichten. Beerensträucher in Form bringen ist wie Rosen schneiden. Da gibt es die Theorie. Und dann jeden einzelnen Strauch, der individuell gewachsen ist. Fakt ist, man sollte nicht zu zaghaft sein. Pflanzen mögen spürbare Rückschnitte. Und sie verzeihen Fehler. Frisch ans Werk also. Und Learning by doing lautete deshalb die Devise. Wer mag, kann bei der Gelegenheit die Sträucher auch verjüngen, indem Absenker gemacht werden. Dabei Triebe zum Boden führen, hier z.B. durch Steine beschweren oder Krampen sichern, so dass sich über die Zeit Wurzeln ausbilden können.

So im Arbeitsflow schwärmten Antje und ich uns vor, wie gut doch selbst gemachte Marmeladen schmecken. Und hatten prompt eine Idee: Wollen wir nicht mal ein Happening veranstalten, bei dem nur selbstgemachte Konfitüren auf den Tisch kommen?