Kürzlich besuchte ich den Garten von Ingrid und Reiner R. im Landkreis Parchim. Die Ruheständler im Unruhezustand leben ihre ganze Gartenliebe aus. Nicht nur, dass es mehrere Gewächs- und Gartenhäuser gibt. Es wird liebevoll gemauert und gezimmert, so dass Hochbeete, Mauern, Stauraum entstanden sind.
An einem kleinen Teich plätschert Wasser, charmant Dekoriertes lockert die Botanik auf und jeder, wirklich jeder Zentimeter ihres gut 1000 Quadratmeter großen Grundstückes wird gärtnerisch genutzt. Dabei gehen die beiden Gärtner aus Leidenschaft durchaus experimentell vor. Verschiedenste Tomatensorten z.B. wachsen in den Gewächshäusern, unter einem Dachvorstand und auch im Freien. Was sich wie bewährt, das sind Fragen, die Ingrid und Reiner interessieren.
Wieder daheim wurde mir bewusst, dass wir ganz ähnlich agieren. Auch wir sind eigentlich immer auf der Suche, was noch geht. Unser Gewächshaus zum Beispiel beherbergt momentan 16 Tomatenpflanzen der Sorte Rutje. Die versprechen eine reichliche Ernte, die wir locker bewältigen werden. Aber vielleicht ginge ja noch mehr?
Spät im Jahr sitzen mein Mann und ich gern mit einem der letzten Draußen-Espressos an unserer Grundstücksgrenze, an der Rückwand unseres Holzlagers. Kein Baum oder Strausch schmälert an dieser Stelle die Wärme der Sonne, wenn diese im Süden steht. So genießen wir bei diesen Gelegenheiten die Wärme, die in und vor der Holzwand gespeichert ist. Den wärmsten Platz unseres Gartens, so resümierten wir, nutzen wir gärtnerisch gar nicht. Eigentlich schade drum! Und so entstand die Idee, dass hier im Sommer doch schön Tomaten reifen könnten. Gedacht, geplant und dann in Angriff genommen. Der Mann baute eine gar nicht kostspielige Dachvariante samt Abspannungen für die Pflanzen, buddelte die Erde um, legte eine Wasserleitung und pflanzte in die Fläche sage und schreibe 32 Tomatenpflanzen. Die versprechen eine Früchteflut.
Was wir mit all den Tomaten machen werden? Auch dafür gibt es einen Plan. Was nicht frisch gegessen und verarbeitet wird, kommt in den ebenfalls gebastelten Dörrapparat. Nach unseren wöchentlichen Saunagängen lieben wir nämlich ein Ritual – unser Essen mit selbstgemachten Antipasti. Eigene, getrocknete und in Öl eingelegten Tomaten konzentrieren die Süße des Sommers. Und dehnen unsere geliebte Tomaten-Zeit im Garten auf das ganze Jahr aus.