In diesen Tagen, da unser aller Bewegungsraum eingeschränkt ist, schwinge ich mich öfter auf das Rad und fahre über die Dörfer. Dabei bin ich dieser Tage auch an einem mecklenburgischen Gehöft vorbeigekommen, das mitten in den Feldern liegt.
Vor Jahren ist der vielleicht ein Kilometer lange Weg dahin links und rechts mit Thujas bepflanzt worden. Allerdings nicht als Wand, wie es die Deutschen scheinbar lieben, sondern einzeln stehend. Früher fand ich die Anpflanzung merkwürdig fremd in der Landschaft. Nun sind die Thujas in die Höhe gewachsen und beim Vorbeifahren erinnert das Ganze ziemlich stark an die hoch aufragenden Zypressen in der Toskana. Ich ertappe mich dabei, dass ich den Anblick schön finde. Ich mag Italien, bin öfters im Urlaub dort. Das derzeitige Schicksal der Italiener geht mir nahe. Ich führe mir vor Augen, wie schnell man im Sommer dort war. Jetzt aber ist dies erreichbar. Und dann denke ich daran, wie kritisch ich einst die Anpflanzung gesehen habe. Sollte ich mich nicht in mehr Toleranz üben? Schließlich versuche ich mich doch in meinem Garten auch gerade an einem Pflanzprojekt, das inspiriert ist durch den Süden Europas.
Als Duftmensch liebe ich nämlich Lavendel. Vor Jahren wurden in unserem Kiesgarten, der heißesten und trockensten Stelle im Garten, alle Lavandula angustifolia ‘Hidcote Blue’, eine der schönsten weil farbintensivsten Lavendelsorten, versammelt. Dazu pflanzte ich meine dunkelblauen und – zu dem Blutbuchenhecken wunderbar passenden – braunen Iris. Das blaue Farbspektrum wurde ergänzt mit Blaustahlhafer (Helictotrichon sempervirens), Bergminze (Calamintha menthifolia ‘Gottfried Kühn’) und sich selbst versäender Japanischer Skabiose (Scabiosa japonica). Allen Pflanzen geht es über die Jahre blendend, nur mein Lavendel mag die mecklenburgischen Winter nicht. Und es geht ihm auf unserem Boden nicht gut. Der ist nämlich zu reichhaltig. Also starte ich einen neuerlichen Versuch. Hebe metertiefe Kuhlen aus, um darin Pflanztöpfe zu versenken. Hinein kommt ein Sand-Erde-Gemisch im Verhältnis von 1:1, das ruhig auch steinig sein darf. Zum Abschluss pflanze ich neue Lavendelpflanzen. Die ganze Aktion verlangt mir körperlich Einiges ab. Doch mein Tatendrang ist ungebremst. Denn ich träume mal wieder von einem duftigen, von Insekten nur so summenden und brummenden Lavendelgarten – ganz wie in der Provence.