Die Wärme der Sommerwochen führt mir vor Augen, wie wertvoll Schattenbeete sind. Wenn tagsüber der Planet brennt, suche ich die Kühle. Im Schatten lässt es sich nicht nur prima sitzen, es gibt auch zahlreiche Pflanzen, die mit diesen scheinbar schwierigeren Gartenplätzen zurechtkommen.
Der Bereich unter unserer Kirsche am Eingang gleicht einem dicht bewachsenen Wald, durch den man sich den Weg bahnen muss. Im Winter sorgen hier Seggen für einen immergrünen Aspekt. Im zeitigen Frühling gibt es Schneeglöckchen zuhauf, später dann Lungenkräuter, Nesselkönig, Frühlingsplatterbsen, Narzissen und Knotenblumen. Im April wächst Bärlauch in Massen, der sich mit einem weißen Blütenteppich verabschiedet. Von dem ist in diesen Wochen nichts mehr zu ahnen. Schneeballhortensien, Großer Geißbart (Aruncus Aethusifolius-Hybride Horatio), verschiedene Funkien, Farne und Wald-Storchschnabel (Geranium sylvaticum) sind zu einer kompakten Biomasse verwoben, die keiner großen Betreuung durch die Gärtnerin bedarf.
Auch die Schattenbeete unter der Kastanie auf der Nordseite unseres Hauses können sich sehen lassen. Nach Schneeglöckchen und Winterlingen hatte hier die Gelbdolde (Smyrnium perfoliatum) ihren großen Auftritt. An die hundert Sämlinge der gelbgrünen Frühsommerblüher waren aufgelaufen und dank der Frühjahrs-Feuchtigkeit zu einer Höhe von über einem Meter gewachsen. Zu der Zeit war der Bereich unter der noch blattlosen Kastanie licht und luftig, jetzt herrscht hier zum großen Teil tiefer Schatten. Ein nicht leichter Gartenstandort!
Das fällt aber kaum ins Auge, weil hier ein beträchtlicher Teil meiner Funkiensammlung seinen Platz gefunden hat. Für das größte Exemplar baute mir mein Mann über den Wurzeln der Kastanie einen quadratischen Holzkübel. Alle anderen Sammelobjekte stehen in Kübel, die grünlaubigen zur Hausseite, die blaulaubigen auf dem gegenüber liegendem Beet. So ist der Platz belebt und gefüllt. In den lichteren Partien wachsen Stauden in der Erde. Grünlaubige Funkien sind kombiniert mit Sonnenauge, einer kleinen Goldrute (Solidago rugosa) und Gold-Japan-Berggras, die blaulaubigen mit Echtem Wurmfarn und dem immergrünen Atlas-Schwingel (Festuca mairei).
Im Rückblick betrachtet, hat die Gestaltung meiner Schattenbeete relativ viel Aufmerksamkeit benötigt. Doch heute konstatiere ich zufrieden: Ein Schattendasein führen sie nicht!