Der Bekannten aus dem Dorf geht es wie mir: Auch sie wollte heute in den Garten! Nun stehen wir beieinander, schauen dem kräftigen Landregen zu und erzählen uns, was wir stattdessen tun könnten: Das Haus putzen, den Wäscheberg abtragen, in die Stadt fahren und eine Ausstellung besuchen, ein paar Kapitel in einem mir geschenkten Buch lesen. („Das Geräusch einer Schnecke beim Essen“ von Elisabeth Tova Bailey – sehr zu empfehlen!)
„Der Regen ist ein Segen für den Garten“, sagt die Bekannte; sich und mich ein wenig tröstend. Und ich denke an das Bild vom „Juchzen und Jauchzen der Pflanzen“ in meinem Garten, das ich in solchen Momenten immer vor Augen habe. Ja, ich werde heute keine Hand anlegen im klatschnassen Garten und auch den Schnitt der Blutbuchenhecken auf einen späteren Termin verlegen. Denn wer sagt schon, dass all dies genau heute getan werden sollte?
Sollte ich mich nicht riesig freuen, schließlich warten Gartenbesitzer weiter östlich seit Wochen auf Regen? Außerdem spare ich mir das Gießen der zahlreichen Blumenkübel. Auch die Regentonnen sind nun gefüllt.
Ja, das Gärtnern lehrt mich mal wieder Demut vor der Natur. Verlangt mir Flexibilität ab, die Dinge so zu nehmen, wie sie sind. Drinnen an meinem Schreibtisch blättere ich in meinem Lederbüchlein mit den gesammelten und lieb gewordenen Spruchweisheiten. Darin fallen mir die Worte des britischen Sozialphilosophen und Schriftstellers John Ruskin ins Auge: „Sonnenschein ist köstlich, Regen erfrischt, Wind kräftigt, Schnee erheitert. Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur verschiedene Arten von gutem.“